Aktuelle Erkenntnisse der Armutsforschung entlarven die Rede von gleichen Aufstiegschancen für alle „die wollen“ als Mythos. Nach wie vor ist die soziale Herkunft für den weiteren Lebensweg entscheidend, verteilen sich Bildungs- und Lebenschancen höchst ungleich. „Mit dem Vorziehen der Anmeldung zur 5.Schulsstufe und dem folgenden Aufnahmechaos werden die Benachteiligungen von Kindern aus ärmeren Familien noch verstärkt“, fordert die Armutskonferenz Bildungsministerin Schmied zur Änderung der aktuellen Praxis auf. „Je weniger die Eltern verdienen, desto eher wechseln die Kinder nicht in die AHS-Unterstufe, – auch wenn sie laut Volkschulzeugnis die AHS-Reife gehabt hätten. Das setzt sich fort über die Oberstufe bis zum Studium“, so Sozialexperte Martin Schenk.
Kinder aus Haushalten bis 1.000 Euro Einkommen würden zu 35,9 Prozent eine AHS-Oberstufe oder BHS besuchen, bei Einkommen über 2.500 Euro dagegen zu 68,3 Prozent, so Schenk. Weiterer ausschlaggebender Faktor: die berufliche Position der Eltern. 24,8 Prozent der Kindern von Eltern, die Hilfstätigkeiten verrichten, besuchten eine AHS-Oberstufe oder BHS, bei Eltern mit hochqualifizierten Tätigkeiten seien es dagegen 74,3 Prozent.
„Die Bildungschancen sollen vom Talent der Kinder und nicht vom Status der Eltern abhängen“, so das österreichische Anti-Armutsnetzwerk. „Zukunft trotz Herkunft“ für Jugendliche aus benachteiligten Familien, fordert Sozialexperte Schenk als Reformprinzip stärker in die Bildungsdebatte ein. Damit Zukunft nicht von der Herkunft abhängt, braucht es einen Bildungsweg, der nicht sozial selektiert, sondern individuell fördert, es braucht eine gut ausgebaute Frühförderung vor der Schule, und es braucht den politischen Willen, wachsender sozialer Polarisierung entgegenzutreten. Wichtig wäre auch, Schulen in sozial benachteiligten Bezirken oder Regionen besonders gut auszustatten und zu fördern, damit sie für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben.
In den Ländern, in denen die Aufstiegschancen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien besser gewährleistet werden, wird vor allem die starke individuelle Förderung von Kindern in relativ heterogenen Gruppen erfolgreich praktiziert. Davon profitieren schwächere SchülerInnen genauso wie überdurchschnittlich begabte“, so die Armutskonferenz abschließend.
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