Wenn Recruiter unprofessionell agieren

Wenn Recruiter unprofessionell agieren

Unfreundlich, uninteressiert und unprofessionell: Viele Bewerber sind mit den Recruitingprozessen der Unternehmen unzufrieden. Das hat eine aktuelle Datenauswertung von kununu, der größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform im deutschsprachigen Raum, ergeben. „Manchen Firmen ist anscheinend nicht bewusst, dass ein Bewerbungsgeschehen ein wichtiger Kontaktpunkt zwischen den Talentmärkten und Arbeitgebern ist. Auch hier entsteht Image. Abgelehnte Bewerber sind mögliche Multiplikatoren bzw. wichtige Entscheidungsträger in der Zukunft. Unternehmen, die ihre Arbeitgebermarke stärken möchten, sollten auch dort ansetzen“, analysiert Martin Poreda, Co-Gründer und Geschäftsführer von kununu, das Ergebnis der Auswertung.

Optimierungsbedarf bei Vorstellungsgesprächen
Die Auswertung brachte folgende Details zutage: Je weiter der Bewerbungsprozess fortschreitet, desto unzufriedener damit werden Bewerber. Mit rund 3,2 Punkten auf einer Skala von 1 (mangelhaft) bis 5 (sehr gut) und damit einem knappen Befriedigend“ schneidet das Arbeitgeberverhalten in der „schriftlichen Phase“ des Bewerbungsprozesses vor dem Vorstellungsgespräch besser ab als während des Vorstellungsgesprächs (2,9) und nach dem Vorstellungsgespräch (2,1). Im Hinblick auf die „schriftliche Phase“ kritisieren Bewerber vor allem mangelnde Transparenz im Verfahren. Während die Reaktionsgeschwindigkeit im Durchschnitt mit 3,4 Punkten bewertet wird, landet die Aussage „Ich wusste was auf mich zukommt“ bei nur 2,7 Punkten.

Während des Vorstellungsgesprächs wird die Vorbereitung seitens der Arbeitgeber (2,8) als wenig professionell empfunden, viele Bewerber fühlen sich nicht „wertschätzend behandelt“ (2,8). Nach dem Vorstellungsgespräch bewerten sie vor allem den Punkt „Feedback über den Grund der Absage“ sehr negativ (1,4). Hier hält sich das Verständnis der Bewerber für die zumindest in Deutschland durch das AGG motivierte Praxis der Unternehmen offensichtlich in Grenzen, sich nicht zu konkreten Gründen der Absage zu äußern.

Auf kununu berichten Bewerber immer wieder von unfreundlichem Auftreten ihrer zukünftigen Arbeitgeber. Dazu einige Beispiele:

„Die Gesprächspartner haben irgendeinen Fragenkatalog lustlos abgearbeitet.“
„Ich erschien pünktlich zum Gesprächstermin. Man hat mich dann ohne Wasser /Kaffee/Zeitschriften 45 Minuten warten lassen“
„Augenscheinlich wurde die Bewerbung erst während des Vorstellungsgesprächs erstmalig durchgesehen.“
Eine Bewerberin wurde von einer während des Gesprächs Zigarre rauchenden Agentur-Chefin empfangen, einem Bewerber fielen „einige Merkwürdigkeiten“ auf: „Einer schneidet dem anderen das Wort ab, ein Gesprächspartner geht ohne Verabschiedung, weil das Handy klingelt“.

Kommunikation auf Augenhöhe als Zielsetzung
„Die Kommunikation mit Bewerbern sollte von Wertschätzung geprägt sein, dieser Ansatz wird wahrgenommen und honoriert“, empfiehlt Martin Poreda den Unternehmen. Bei entsprechender Freundlichkeit und Professionalität der Arbeitgeber bewerten selbst abgelehnte Bewerber in der Rückschau das Verfahren als angemessen: „Leider habe ich die Stelle nicht erhalten. Den Bewerbungsprozess empfinde ich als fair aber fordernd“, heißt es in einem Kommentar. Jobkandidaten rät Poreda, im Bewerbungsprozess selbstbewusst aufzutreten und sich der imagebildenden Bedeutung bewusst zu sein: „Bei einem Bewerbungsgespräch treffen zwei Interessen aufeinander: Ein Jobanwerber möchte eine Position erlangen und ein Unternehmen wiederum zielt darauf ab, den besten geeigneten Mitarbeiter zu gewinnen. Der Gesprächsaustausch sollte daher mit gegenseitigem Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden.“

Zunehmendes Interesse an Bewertung des Bewerbungsprozesses
kununu bietet Nutzern die Möglichkeit, nicht nur Arbeitgeber, sondern auch das Bewerbungsverfahren anonym zu bewerten. Seit September 2009 haben 1806 Bewerberinnen und Bewerber davon Gebrauch gemacht. 1267 davon stammen aus Deutschland, 388 aus Österreich und 151 aus der Schweiz. Wie bei der Bewertung von Arbeitgebern können die Nutzer den Bewerbungsprozess anhand einer Punkteskala von 1 (mangelhaft) bis 5 (sehr gut) bewerten.

kununu: Die größte Arbeitgeber-Bewertungsplattform im deutschsprachigen Raum
kununu stammt aus der afrikanischen Sprache Suaheli und bedeutet „unbeschriebenes Blatt“. Die Plattform www.kununu.com bietet Arbeitnehmern in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit, ihren Arbeitgeber anonym zu bewerten und dabei Verbesserungen anzuregen. Bewerber können auf kununu Arbeitgeber nach ihren individuellen Präferenzkriterien suchen und sich über sie informieren. Unternehmen nutzen die Plattform zur Steigerung der Bekanntheit als Arbeitgeber, für innovatives Personalmarketing und zielgerichtetes Recruiting. kununu wurde 2007 als eine der ersten Arbeitgeber-Bewertungsplattformen im deutschsprachigen Raum von Martin und Mark Poreda gegründet.

Link zum Thema
www.kununu.com

Foto: iStockphoto

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