Weiterbildung: Mitarbeiter sind Mitentscheider

Weiterbildung: Mitarbeiter sind MitentscheiderDie Marktsituation deutscher Weiterbildungsanbieter wirkt auf den ersten Blick ernüchternd: Bei der Eurostat-Studie gaben in Spitzenländern wie Dänemark, Schweiz und Island zwischen 25 und 30 Prozent der Befragten im Alter von 25 bis 64 Jahren an, 2008 an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen zu haben. Diese Frage bejahen in Österreich rund 13 Prozent, in Deutschland lediglich 8 Prozent. „Auch wenn die Forderung nach mehr Weiterbildung richtig ist: Ein Blick hinter die Statistik lohnt sich“, erklärt Dr. August Tepper, Abteilungsleiter Aus- und Weiterbildung der Fraunhofer Gesellschaft e.V..

Mit zwei renommierten Experten diskutiert Tepper im neuen Bildungsforum auf der LEARNTEC 2010 Trends und Hintergründe zum Weiterbildungsmarkt: Prof. Dr. Dieter Gnahs (Programmbereichsleiter am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung) zeigt die Nachfragestrukturen der deutschen Weiterbildung auf und erläutert die methodische Problematik internationaler Vergleiche. So unterscheidet sich zum Beispiel das Verständnis von „Weiterbildungsveranstaltung“ in den verschiedenen Ländern. Thomas Lünendonk (Gesellschaft für Information und Kommunikation Lünendonk GmbH) spiegelt die Erwartungen der Weiterbildungsanbieter mit den Einschätzungen von 100 Unternehmen. Sie gaben in einer Studie Auskunft darüber, wie sie sich über Weiterbildungsangebote informieren, anhand welcher Kriterien sie sich entscheiden und wie sie den Weiterbildungserfolg überprüfen.

Auf Veränderungen im Weiterbildungsmarkt reagieren
Deutschland muss ein Hochbildungsland werden – das fordern viele Experten. „Es fehlt dazu jedoch an den richtigen Maßnahmen, um die Nachfrage nach Weiterbildung zu stimulieren“, erklärt Tepper. Hintergrund: Die betriebliche Weiterbildungsorganisation, etwa durch Bildungsplanung, wirkt nur in Teilbereichen. „Über informelles Lernen, die Beteiligung in Netzwerken oder die Nutzung von Wikis entscheiden heute zu einem großen Teil die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Tepper. Zudem zahlen die Beschäftigten in einem erheblichen Umfang für ihre Weiterbildung selbst: Die Eigenbeteiligung der Beschäftigten übertraf 2008 erstmals die Ausgaben der Unternehmen. „Wenn mehr Weiterbildung gewollt ist, muss man bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als wesentliche Mitentscheider ansetzen“, erklärt Tepper. „Die Bildungsplanung muss um eine ‚Weiterbildungskultur’ ergänzt werden – mit einer geeigneten Weiterbildungsförderung.“

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Mehr Biss für das Weiterbildungsmarketing
Um eine betriebsspezifische Weiterbildungskultur aufzubauen und zu pflegen, sind auch die richtigen Kommunikationsmittel gefragt. „Im Marketing dominieren heute trockene Kataloge zum Beispiel von Volkshochschulen und zweckdienliche Inserate von Hochschulen – wirklich inspirierend ist das nicht“, kritisiert Tepper. Sein Vorschlag: „Wir brauchen eine Kampagne, die Spaß an Weiterbildung vermittelt, über die man redet und die zum Reden anregt – wie die AIDS-Kampagne. Sie bringt witzig und frech das Publikum erfolgreich zur Verhaltensänderung.“ Über geeignete Maßnahmen und Instrumente diskutiert Tepper in der Sektion „Weiterbildungsmarkt“ des Bildungsforums mit Anbietern und Interessierten.

Erstmals eigener LEARNTEC-Bereich für Weiterbildung
Zum ersten Mal bietet die LEARNTEC 2010 einen eigenen Ausstellungsbereich zum nicht-technologie-gestützten Lernen, in dem sich Weiterbildungsanbieter präsentieren und austauschen. Fundierte Diskussionen dazu gibt es im neuen Bildungsforum mit dreitägigem Vortragsangebot. Das Bildungsforum startet am Dienstag, 2. Februar 2010, um 11.15 Uhr. Neben dem Thema „Weiterbildungsmarkt“ mit Dr. August Tepper, Thomas Lünendonk und Prof. Dr. Dieter Gnahs stehen Beispiele von Akademien und Weiterbildungsanbietern auf dem Programm.

Die Ergebnisse der Eurostat-Studie können Sie hier aufrufen
Weitere Informationen zur LEARNTEC 2010 finden Sie unter www.learntec.de

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Foto: istockphoto