Entlassungen sind sehr stark emotional besetzt. Obwohl derzeit wieder verstärkt Personalabbau auf der Tagesordnung steht, sind Kündigungen in vielen Unternehmen nach wie vor ein Tabu. Das Fatale daran: Wenn Führungsriegen das Thema ausklammern, können sie viel Schaden anrichten. Welche Gefahren bestehen, beschreibt Dr. Laurenz Andrzejewski am 22. September in einem Vortrag auf der Messe Zukunft Personal. Zugleich stellt der deutsche „Trennungspapst“ Handlungsoptionen vor, mit deren Hilfe Führungskräfte Trennungen fair gestalten und die Motivation und Bindung der verbleibenden Mitarbeiter nachhaltig stärken.
„Kündigungen sind immer schmerzlich, umso mehr kommt es auf das „Wie“ an“, erklärt Andrzejewski. Die Liste an Fehlern, die Führungskräfte begehen können, ist lang: Oft stehen Manager und Führungskräfte selbst nicht hinter den Veränderungen und können sie daher nicht überzeugend vertreten. Kontraproduktiv kann ihr Verhalten auch dann ausfallen, wenn sie sich schlecht auf Trennungsgespräche vorbereiten oder ihre eigene Rolle nicht reflektieren. Ein weiterer Kardinalfehler: Sehr häufig übersehen Vorgesetzte den Menschen hinter dem Mitarbeiter und gehen nicht auf dessen Anliegen und Emotionen ein.
Wenn Vorgesetzte die Kündigung hingegen begründen und erklären, wie die Auswahlentscheidung zustande kam, erleben die Betroffenen die Kündigung als hart aber fair. Verletzungen vermeiden können Führungskräfte auch, indem sie sich nicht zu persönlichen und abwertenden Bemerkungen hinreißen lassen – selbst wenn der Betroffene sie mit Fragen löchert oder mit Vorwürfen in die Enge treibt. Der Gefühlshaushalt bleibt außerdem eher im Gleichgewicht, wenn es eine wirkliche Nachsorge gibt und die Mitarbeiter dafür einen Ansprechpartner haben.
Doch das heißt nicht, dass Führungskräfte sich nur mit denen beschäftigen sollten, die gehen müssen. „Unternehmen schenken den Verbleibenden zu wenig Zeit und Präsenz, obwohl sie ja gerade mit diesen Menschen erfolgreich weiterarbeiten wollen oder müssen“, erklärt der Trennungsexperte. Es sei keine Seltenheit, dass Mitarbeiter über Wochen und Monate hinweg nicht wüssten, ob sie in einem bestimmten Team bleiben oder nicht. Der „psychologische Kontrakt“ zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, das gegenseitige Vertrauensverhältnis, werde in diesem Fall gestört. „Wer bleibt, hat Angst, Fehler zu machen und Entscheidungen zu treffen. Außerdem fragt er sich, wann die nächste Entlassungswelle anrollt“, so Andrzejewski.
Um Mitarbeiter zu halten, gelte es, Ängste zu reflektieren und zu thematisieren. „Dabei ist es ganz wichtig, dass die Führungskräfte an die neue Organisation glauben und ihre Leute empathisch mitziehen.“ Um sie dabei zu unterstützen, empfiehlt Andrzejewski, in den Unternehmen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Trennung und Bindung kontinuierliche Managementaufgaben darstellen.
Veranstaltungstipp
„Trennungskultur: Trennung, Bindung und Motivation nachhaltig und fair gestalten“
Dienstag, 22. September; 12.00 Uhr bis 12.45 Uhr /koelnmesse, Halle 4.1, Forum 1
Der Vortrag ist Teil der Reihe „Master Series“. Darin vermitteln Managementexperten und Kenner der HR-Szene ihre Expertise. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.zukunft-personal.de
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Foto: istockphoto
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