„Studiengebühren sind in der Erwachsenenbildung längst Realität“, stellt Mag. Franz-Josef Lackinger, Geschäftsführer des bfi Wien, fest. „Viele Menschen können sich eine nötige Höherqualifizierung nicht leisten.“ Es ist sogar so, „dass gerade jene, die einen besonderen Bedarf an Fortbildung hätten, zu den Krisenverlierern zählen“, ergänzt die kaufmännische Geschäftsführerin des bfi Wien, Dr. Valerie Höllinger. Für Lackinger ist klar, dass neben der Gewährleistung von Stipendien auch neue Wege zu beleuchten sind, weshalb der bfi Wien-Geschäftsführer empfiehlt: „Wir brauchen eine ‚Weiterbildungsversicherung‘.“ Ein individuelles „Weiterbildungskonto“ solle künftig für betriebliche wie auch persönliche Bildungsinvestitionen hergenommen werden können.
Derzeit nimmt gut ein Drittel der MitarbeiterInnen in Österreichs Unternehmen an betrieblichen Weiterbildungen teil. Noch geringer ist die Bereitschaft, sich privat weiterzubilden – nur jedeR siebte ArbeitnehmerIn tut das. Dabei birgt Weiterbildung jedenfalls einen Mehrwert: Den ArbeitgeberInnen bringt jeder Euro einen „Return on Investment“ von 13 Euro, und den ArbeitnehmerInnen einen Mehrverdienst von bis zu 500 Euro pro Jahr. (Quelle: Arbeiterkammer, 2009)
Positiv hervorzuheben seien die jüngeren Bestrebungen der Bundesregierung in der Erwachsenenbildung. So lobt die Geschäftsführung des bfi Wien die „Bildungskarenz plus“. Weiters begrüßt sie, dass das Nachholen von Bildungsabschlüssen ab 2012 kostenlos wird. „Das greift vor allem den Minderqualifizierten unter die Arme“, freut sich die kaufmännische Geschäftsführerin Höllinger.
Das gerade im Zuge des jüngsten Volksbegehrens verstärkt diskutierte „Lebenslange Lernen“ gilt es bereits ab dem Ende der Pflichtschule zu fördern. Mit seinem Programm bietet das bfi Wien nach eigenen Angaben maximale Durchlässigkeit vom Nachholen des Hauptschulabschlusses über die Lehrlings- und FacharbeiterInnen-Intensivausbildung, die Berufsreifeprüfung und das Fachhochschul-Studium bis hin zu Aus- und Weiterbildungen für (angehende) Führungskräfte.
Als einer der wichtigen Träger der vom Arbeitsmarktservice geförderten Berufsausbildungen entgegnet das bfi Wien den teils massiven Vorwürfen aus Industrie und Wirtschaft: Den Pauschalurteilen über mangelhafte Fach- und Sozialkompetenz der Lehrlinge stellt Franz-Josef Lackinger die Mitverantwortung der Unternehmen gegenüber: „Wer sich vor der Nachwuchsförderung drückt, darf sich nicht über mangelnde Bewerberzahlen gerade in technischen Berufen wundern“, appelliert der Geschäftsführer an die heimischen Unternehmen.
Junge Frauen sollten sich abseits ausgetretener Pfade und klassischer Rollenbilder orientieren, sagt Valerie Höllinger: „Frauen haben in vielen Bereichen noch schlechtere Karten als Männer.“ Jedoch „muss es das Normalste der Welt sein, wenn ein Mädchen Autos reparieren, Häuser bauen, Kraftwerke planen und ins Weltall fliegen will“. In der Vergangenheit habe sich das bfi Wien gleichermaßen als Partner für DienstgeberInnen und ArbeitnehmerInnen bewiesen. „Die Bereitschaft dazu muss natürlich von den Betroffenen selbst kommen, wie auch von den Unternehmen.“
Das „Kursprogramm Frühjahr 2012“ des bfi Wien ist unter www.bfi-wien.at/kursprogramm in der Online-Version erhältlich sowie als gedrucktes Produkt bestellbar.
Foto: iStockphoto
Hinweis: Unser Material ist urheberrechtlich geschützt. Informationen zu Nutzungsmöglichkeiten und -bedingungen finden Sie hier: www.bildungaktuell.at/kontakt-impressum