Für viele Frauen scheint die Kombination aus Kind, Küche und Karriere einfach nicht machbar – und so entscheiden sich potenzielle weibliche Topkräfte leider noch zu selten für die Spitze der Spitze. Bücher, wie das viel zu viel diskutierte „Eva-Prinzip“ von Eva Herman, tun womöglich noch ihres dazu, indem sie Ängste schüren. Aber das muss nicht sein. Barbara Bierach und Heiner Thorberg lassen in ihrem Buch „Oben ohne“ Frauen in internationalen Top-Positionen zu Wort kommen. Sie haben es geschafft – und haben das Potenzial mit ihren Beispielen, das Frauenbild auf Dauer zu verändern. Geben wir ihnen ein Forum:
„Wer ein perfektes Zuhause haben und täglich die besten aller Mahlzeiten servieren will, der sollte besser zuhause bleiben“, so die Französin Agnes Touraine. Touraine, eine Frau mit Spitzenjobs, zunächst als McKinsey-Beraterin, Chefin von Vivendi Universal, dem drittgrößten Verlag der Welt, und später Herrin ihrer eigenen Firma, muss es ja wissen. Und ist sie zuhause geblieben? Oder hat sie sich ausschließlich ihrer Karriere gewidmet? Oder etwa den Spagat geschafft zwischen perfekter Mutter, perfekter Ehefrau und perfekter Managerin? Weder noch, so viel Perfektionismus hält schließlich niemand durch. Aber dennoch hat sie sich entschieden und mehr erreicht, als die meisten anderen Frauen: sie hat Kinder und Karriere. Die Küche bleibt dabei eher auf der Strecke: „Ehrlich gesagt – und besonders in Frankreich ist das ein Verbrechen – habe ich für meine Kinder nur selten gekocht. Dabei gilt das hier als absolutes Muss: zwei warme Mahlzeiten am Tag. Meine Kinder haben sich oft von Cornflakes ernährt.“ Ist sie deshalb eine Rabenmutter? Agnes Touraine hat Glück, denn dieses Wort lässt sich ins Französische nicht übersetzen.
Der Anteil an erwerbstätigen Frauen in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, aber auch Österreich, ist nicht so schlecht. Doch die Macht der Unternehmen ist immer noch in Männer-Hand. Frauen in Spitzenpositionen zu selten. Wasangeblich auch viele Männer beklagen: Frauen trauen sich zu wenig zu, heißt es, sind zu emotional, einfach anders als die Männer. Doch hier soll nicht gejammert werden, nach dem Motto „Hätt i, wär i, könnt i“. Das Buch „Oben ohne“ von Barbara Bierach und Heiner Thorberg tut es nämlich auch nicht. Und erklärt auf seine Weise, warum es kaum Frauen in den Chefetagen gibt. Wie so oft im Leben hilft da der Blick über den Tellerrand.
Buchtipp: „Oben ohne – Warum es keine Frauen in unseren Chefetagen gibt.“ (Barbara Bierach, Heiner Thorberg; Econ Verlag, 2006)
Was ist dran am Karriereunwillen von Frauen, dem Muttermythos, der Flucht in die Babypause, an Stutenbissigkeit oder der frauenfeindlichen Unternehmerwelt? Und wie kommen Frauen zurecht mit Baby, Businesslunch und Beautycase statt Küche, Kinder, Kirche? Hier erzählen Frauen, die es geschafft haben. In Amerika, Asien und Europa. Und dass sie es geschafft haben, liegt übrigens nicht nur daran, dass sie in der Küche auf Cornflakes setzen oder ein bisschen Chaos im Haushalt dulden. Viel wichtiger ist, wie Frauen mit dem Alltag im Job fertig werden. Bierach und Thorberg formulieren es etwa so: „Stereotypen gibt es immer noch, manchmal sogar ganz offene Diskriminierung. Doch wie sie mit solchen Begegnungen der dritten Art umgehen, das steuern Frauen weitgehend selbst.“ Agnes Tourain hat auch dafür einen Tipp parat: „Sich aufzuregen, ist ein typisch weiblicher Fehler. Du musst dich entspannen und auch so rüberkommen. Es ist eine Schlüsselqualifikation für Frauen, Wichtiges von Unwichtigem trennen zu lernen.“ Haben Sie das Buch von Eva Herman etwa schon in der Hand gehabt? Dann ab ins Altpapier damit. Und „Oben ohne“ lesen.
Fotos: iStockphoto, Econ Verlag
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Oben ohne: Warum es keine Frauen in unseren Chefetagen gibt