IT-Security: Detektivische Arbeit am Computer

Foto: istockphotoCSI in Miami war gestern, die Spurensuche am PC ist heute: Mit dem Aufspüren, Sichern, Analysieren und Auswerten von verdächtigen kriminellen Handlungen am Computer, der so genannten IT-Forensik, beschäftigten sich Studenten und Lehrbeauftragte aus fünf Nationen bei einem von der EU unterstützten Intensivprogramm, das in Zamosc, Polen, abgehalten wurde. Auch sieben Studierende des Studiengangs IT-Security der Fachhochschule St. Pölten nahmen an dieser zweiwöchigen Veranstaltung, die am vergangenen Wochenende endete, teil.

Laut der „Global EconomicCrime“-Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG International wird die IT-Kompetenz bei der erfolgreichen Aufklärung internationaler Betrugsfälle eine immer wichtigere Rolle spielen. Dabei geht es um viel Geld: In Österreich wird der Schaden durch Wirtschaftskriminalität von Experten auf rund 15 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Auch unter den heimischen IT-Leitern, so die aktuelle „IT-Trends“-Studie des Beratungsunternehmens Capgemini, bleibt die IT-Security das Thema Nummer eins.

Für die zukünftigen IT-Security-Experten der FH St. Pölten ergeben sich – auch durch die erworbene Zusatzqualifikation in der Computerforensik – damit gute Karrierechancen. Denn ein Erasmus-Intensivprogramm zur IT-Forensik bot rund vierzig teilnehmenden Studenten aus Österreich, Belgien, Spanien, Portugal, der Türkei und Polen nun die Möglichkeit, sich das notwendige Wissen anzueignen, um unter anderem Manipulationen an Dateien nachzuweisen, Passwörter zu knacken und vermeintlich zerstörte digitale Dokumente wiederherzustellen.

INTENSIVES PROGRAMM FÜR STUDIERENDE UND LEHRENDE

Die Studenten erwartete in Polen ein dichtes theoretisches und praktisches Programm. Neben der Vermittlung technischen Fachwissens, es wurde am Betriebssystem Unix gearbeitet, wurden auch „der Unsicherheitsfaktor Mensch“ und ethische Aspekte erörtert, etwa inwieweit Hacking gerechtfertigt ist oder Arbeitnehmerüberwachung gehen darf. FH-Dozent Bernhard Fischer von der FH St. Pölten, der als Lehrbeauftragter in Polen das Thema Netzwerke und Netzwerkprotokolle behandelte, über die Vorteile des Erasmus-Intensivprogramms: „Ein besonderes Plus des Programms ist die Dichte an internationalen Vortragenden, die im normalen Hochschulbetrieb nicht möglich ist. Wir nutzen diese Gelegenheit auch, um uns im jeweiligen Fachgebiet der Kollegen auf den neuesten Wissensstand zu bringen. Denn das Ziel des Studiengangs IT-Security ist, durch intensive Forschungstätigkeit und den internationalen Austausch ein Kompetenzzentrum in diesem Bereich zu etablieren.“

TEAMBUILDING-KOMPETENZEN UND „KRIMINELLE ENERGIEN“

Foto: istockphotoBesonders gefördert wurde bei diesem, von der EU unterstützten, Programm die internationale Zusammenarbeit unter den Studenten. Neben eigenen Teambuilding-Aktivitäten arbeiteten die Studierenden ausschließlich in international zusammengestellten Teams. Um genügend präpariertes Material zur Verfügung zu haben und die Computerforensik-Fähigkeiten zu verfeinern, mussten sie auch selbst in die Rolle des Täters schlüpfen. Die Aufgabe der Kollegen war dann, die Dateien zu entschlüsseln und die „Verbrecher“ zu ermitteln. Thomas Konrad, Student der IT-Security an der FH im 2. Semester: Im Training am Computer konnten wir sehen, welche Zugangsweisen Studenten anderer Hochschulen an Problemstellungen haben. Das war neben dem Lehrstoff ein echter Erfahrungsgewinn.“

FH ST. PÖLTEN SETZT AUF INTERNATIONALEN AUSTAUSCH

Die Fachhochschule St. Pölten hält Kooperationsabkommen mit mehr als 60 Partnerhochschulen weltweit. Dr. Maria Gabriela Fernandes, Geschäftsführerin der FH St. Pölten: „Der internationale Austausch unter den Studierenden und Lehrenden wird von uns explizit gefördert. Jeder zehnte Student der FH St. Pölten war bereits für sein Studium im Ausland. In diesem Studienjahr unterrichten fünfzehn Gast-Dozenten an der FH. Für eine Hochschule unserer Größe liegen wir damit sehr gut.“ Die Mehrzahl der vierzig Gast-Studenten des Studienjahres 2007/08 an der FH kommt aus Frankreich und Polen. Für ihre Betreuung etablierte die FH St. Pölten das International Student Network, um die Integration in die studentische Gemeinschaft zu erleichtern.

Am Erasmus-Programm IT-Forensik nahmen neben der FH St. Pölten die belgischen Hochschulen XIOS Limburg und die Katholischen Hochschule Leuven, die spanische Universidad del País Vasco, die Setúbal School of Technology aus Portugal, die türkische Yasar University und das polnische College of Management and Public Administration teil. Die Lehrveranstaltung fand vom 14. bis 25. April 2008 statt.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.fhstp.ac.at