Sie kennen das vielleicht: „Innovation“ hört sich agil und schnittig an, ist in Wirklichkeit aber meistens ein endlos langer, quälender Prozess, der vor allem in der Produktentwicklungsabteilung jede Menge Zeit und Geld verschlingt. Oft wird entwickelt, was technisch möglich ist – allerdings ohne den Blick auf den Markt und die Bedürfnisse der späteren Nutzer zu legen. Kein Wunder, dass 80 Prozent bis 90 Prozent der Neuentwicklungen fehlschlagen. Aber was kann man tun, um doch eine erfolgreiche Innovation am Markt zu platzieren?
Über die Autorin: Anja Abicht, MBA, ist Gründerin und Geschäftsführerin der Tomorrow Academy. Sie kennt die Probleme und Bedürfnisse der Kreativbranche genau und macht Agenturen, Unternehmen und ihre Mitarbeiter fit für die digitale Zukunft. Ihr Fokus liegt auf der Verbindung von Kreativität, Innovation und Nachhaltigkeit, weswegen sie 2019 die Initiative „Creatives for Future“ ins Leben gerufen hat.
1. Innovation neu definieren
Begreife Innovation nicht als Erfindung – denn eine Erfindung bestätigt nur, dass etwas technisch möglich ist. Wirklich erfolgreiche Innovationen erkennt man aber erst, wenn sie sich am Markt bewährt haben – und darüber entscheiden nicht die Ingenieure, sondern die Kunden. Es lohnt sich also, schon ganz von Anfang an die Bedürfnisse und Pain Points der späteren Nutzer im Auge zu haben und mit ihnen gemeinsam herauszufinden, was für sie statt nur neu auch wirklich nützlich ist.
Weiterbildungstipp: Workshop Innovationsstrategien
Mit Design Thinking & Co. neue Tools und Services entwickeln
Termin: 28. und 29. November 2019
2. Fokus weiten
Innovation bedeutet oft eine Neuerung am Produkt. Dabei ist genau dieser Weg extrem anfällig für Nachahmung. Kopien entstehen aber heute in rasender Geschwindigkeit und der Innovationsvorsprung schmilzt in kürzester Zeit dahin. Dabei gibt es so viele andere Ansatzpunkte, die weit über das eigentliche Angebot hinausgehen. Die Macher der „Ten Types of Innovation“ schlagen noch acht weitere vor, um nachahmungsresistente Innovationen zu erschaffen:
Der interne Blick
Wie wäre es z.B. das eigene Profit Model zu hinterfragen? Stärker in Kollaborations-Projekte zu investieren, statt alles selbst aufzubauen? Die Unternehmensstruktur auf den Kopf zu stellen, um z.B. das eigene Talent-Management zu revolutionieren? Oder sogar den ganzen Business-Prozess neu organisieren?
Der externe Blick
Serviceinnovationen können bedeuten, die Benutzerfreundlichkeit, die Performance und den Wert eines Angebots zu erhöhen, die Customer Journey so angenehm wie möglich zu gestalten oder Erlebnisse zu kreieren – all das kann für die Kundenzufriedenheit einen extremen Unterschied machen.
Der Distributionskanal muss nicht als gegeben hingenommen werden – oft schlummert noch viel Optimierungspotential im Weg, wie Produkt oder Service zum Kunden kommen.
Die Unternehmensmarke darf mehr als ein Logo sein – sie gleicht eher einem Versprechen, was Kunden in eine eigene Welt hineinsaugt. Kommen dann noch Innovationen beim Customer Engagement hinzu, die über halbherzig ernst gemeinte Facebook-Befragungen hinausgehen, besteht eine große Chance, bei den Kunden dauerhaft zu punkten.
3. Sampeln statt erfinden
Egal um welchen Innovationstyp es sich handelt – die Idee muss nicht völlig neu sein. Sich in völlig anderen Branchen umsehen, diese Innovationen auf die eigene Branche anpassen und in einen neuen Kontext setzen ist sehr erfolgversprechend, aber auch extrem anspruchsvoll – und hat nichts mit Ideenklau zu tun. Die Welt mit wachen Augen zu verfolgen und zu überlegen, welche Neuerung in welchem Bereich einen in letzter Zeit wirklich beeindruckt hat, kann den Blick aufmachen für ungesehene Möglichkeiten, die quasi direkt auf der Hand liegen.
4. Erst testen, dann bauen
Bei aller Begeisterung für ein neues Feature – sogar Prototypen erstellen kann schnell extrem teuer und zeitaufwendig werden. Helfen kann der Pretotyping-Ansatz (genau, mit „e“ geschrieben) von Google-Mitarbeiter Alberto Savoia: Es geht darum, die richtige Innovation zu finden, statt eine Innovation richtig zu machen. Das bekannte Konzept des Minimum Viable Products kann noch um viele weitere Techniken wie „falscher Eingang“, „mechanischer Türke“ oder „one night stand“ ergänzt werden, um in kürzester Zeit und mit minimalem Ressourceneinsatz herauszufinden, wie die Welt tickt und was sie braucht.
Nutze diese Tipps, um den strategischen Weg für wirklich sinnvolle Innovationen zu bereiten. Kombiniert mit Design Thinking Methoden können so in kurzer Zeit extrem überraschende Ansätze entstehen, die das Potential haben, auch wirklich zu überleben.
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Termin: 28. und 29. November 2019