Ein Unternehmen, fünf Generationen. Wie kann da das Generationen Management funktionieren? Damit Teams ihr Potenzial voll entfalten können, sollten Führungskräfte auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Altersgruppen eingehen, um alle Mitarbeiter richtig zu fördern, schreibt Patrick Brigger, Mitbegründer und COO von getAbstract.
Der Fachkräftemangel hält uns nach wie vor fest im Griff. Gleichzeitig wird die Gesellschaft durch den demographischen Wandel immer älter. Beides wirkt sich auf das Berufsleben aus. Dementsprechend müssen Unternehmen versuchen, die am Arbeitsmarkt heiß begehrten Millennials für sich zu gewinnen. Gleichzeitig aber auch alles dafür tun, ältere, erfahrene Mitarbeiter zu halten. Doch wenn verschiedene Generationen zusammenarbeiten, sind Konflikte vorprogrammiert. Die Baby Boomer haben andere Bedürfnisse und Erwartungen als die Generation Y. Während die 1981 bis 1996 Geborenen schon mit Internet und Smartphones aufgewachsen und innovationsfreudig sind, tun sich die heute über 56-Jährigen häufig schwer mit der Digitalisierung. Dafür bringen sie allerdings jede Menge Erfahrung und gewachsene Kompetenzen mit. Wenn die verschiedenen Generationen voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen, profitieren alle davon. Oft fehlt es jedoch an Verständnis für die jeweils andere Gruppe.
Generationen Management: Es gibt noch einiges zu tun
Vorurteile zwischen den Generationen abzubauen und die Zusammenarbeit zu fördern, wird zum Schlüssel für den Erfolg. Laut einer Studie der Wirtschaftskammer Wien gab die Hälfte aller Befragten an, von konkreten Maßnahmen zur Förderung der Generationenbeziehungen zu wissen. Vor allem der individuellen Förderung entsprechend der jeweiligen Generation, messen die Befragten eine hohe Bedeutung für den Unternehmenserfolg bei. Die effiziente Zusammenarbeit findet bisher eher unzureichend statt, da Stereotypisierung eine gewisse Voreingenommenheit erzeugen und damit eine Barriere darstellen. Um die Weiterentwicklung zu fördern und das Generationen Management zu verbessern, ist es einerseits wichtig, diese Vorurteile zu identifizieren, um sie anschließend abbauen zu können. Andererseits müssen altersspezifische Bedürfnisse der Mitarbeiter erkannt werden, um entsprechend auf sie einzugehen.
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Generationen?
Bis zu fünf Generationen arbeiten heute zusammen. Die Baby Boomer, die zwischen 1956 und 1969 geboren sind, stellen ihren Beruf oft über das Privatleben und sind eher menschlich als technisch orientiert. Die Generation X, also Personen, die zwischen 1965 und 1980 geboren sind, priorisieren eine gute Work-Life-Balance und sind unabhängiger als ihre Vorgänger. Auf sie folgt die technik-affine Generation Y der Jahrgänge 1981 bis 1996, die ehrgeizig und veränderungsbereit ist, aber auch viel Aufmerksamkeit braucht. „Die Baby Boomer wollen Respekt für ihre Erfahrung. Die Generation X legt mehr Wert auf Unabhängigkeit und Geld. Die Millennials wünschen sich hingegen ein Teamerlebnis verbunden mit häufigerer Anerkennung“, sagt die erfahrene Trainerin Valerie M. Grubb in ihrem Fachbuch „Clash of the Generations – Managing the New Workplace Reality“. Dazu kommen in manchen Unternehmen noch vereinzelte Mitglieder der „stillen Generation“ (1928 bis 1945) und bereits erste Nachwuchskräfte aus der Generation Z (1997 bis 2012).
5 Tipps, wie Sie das Generationen-Management verbessern
Es gibt einige grundlegende Aspekte, die Mitarbeiter jeden Alters von ihren Führungskräften erwarten: klare Ziele und Leistungsdefinition, regelmäßiges Feedback und Coaching sowie Wertschätzung, wenn Ziele erreicht wurden. Diese drei Elemente bilden die Basis für ein erfolgreiches Mehrgenerationen-Management. Darüber hinaus erfordert jede Altersgruppe einen etwas anderen Führungsstil.
1. Tipp: Baby Boomer brauchen einen größeren Ermessensspielraum, wie sie ihre Ziele erreichen. Gehen Sie vorsichtig mit ihnen um, wenn Sie Feedback geben, und vermeiden Sie den Anschein von „Mikromanagement“.
2. Tipp: Die Generation X braucht ähnlichen Spielraum wie die Baby Boomer. Respektieren Sie zudem ihre Vorliebe, allein zu arbeiten. Auch wenn Sie diesen Mitarbeitern viel Unabhängigkeit zugestehen, sollten Sie dies mit häufigem Coaching verbinden.
3. Tipp: Die Millennials benötigen dagegen viel Führung und häufige Ermutigung. Achten Sie darauf, ihnen möglichst oft Feedback zu geben – am besten täglich – und bieten Sie ihnen sinnvolle Belohnungen und Anreize. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass Mitglieder der Generation Z ähnliche Bedürfnisse haben.
4. Tipp: Auch wenn es offensichtliche Unterschiede zwischen den Generationen gibt, gelten diese nicht für jeden Einzelnen gleichermaßen. Ziehen Sie daher keine voreiligen Schlüsse aufgrund der Altersgruppe, sondern fragen Sie einen Mitarbeiter lieber direkt, welches Feedback-Level er sich wünscht.
5. Tipp: Fördern Sie eine Kultur des kontinuierlichen Lernens. Ermöglichen Sie es den Mitarbeitern, selbstständig und nach ihren eigenen Bedürfnissen zu lernen, und bieten Sie dafür sowohl Online Tools als auch klassische Lernmöglichkeiten mit menschlicher Interaktion an. Ermutigen Sie die Mitarbeiter, das Gelernte mit anderen zu teilen, und unterstützen Sie sie dabei, lebenslange Lerngewohnheiten zu entwickeln. Diese sollten keine zusätzliche Belastung sein, sondern sich organisch in den Berufsalltag integrieren.
Mein Fazit
In einer Unternehmenskultur, in der sich alle Generationen gleichermaßen geachtet und gefördert fühlen, können Mitarbeiter ihre Fähigkeiten am besten entfalten und sich gegenseitig unterstützen. Simon Sinek, Autor des Fachbuchs „Together is Better“ bringt es auf den Punkt: „Statt zu fragen: ,Wie holen wir das Beste aus unseren Mitarbeitern heraus?‘, sollten Unternehmen überlegen: ,Wie helfen wir unseren Mitarbeitern dabei, ihre Aufgaben in der für sie natürlichen Weise am besten zu erfüllen?‘ So wird die Zusammenarbeit zwischen den Generationen zum Erfolgskonzept.”
Patrick Brigger ist COO und Mitgründer von getAbstract, einem seit 1999 aktiven Online-Wissensanbieter. getAbstract fasst relevante Business-Bücher, Artikel, Video-Talks und Economic Reports sowie Literatur-Klassiker kompakt zusammen und vermittelt wesentliche Informationen in leicht verständlichen Abstracts.