Bauchgefühl ist keine HR-Strategie

Bauchgefühl ist keine HR-Strategie

Die Studie „Fachkräfte: konkret zu wenig?“, Ergebnis einer im Herbst 2012 abgeschlossenen Untersuchung von Joshua Consulting, zeigt viel Aufholbedarf in fachkräftegetriebenen Unternehmen. Denn Fachkräftemangel ist längst nicht mehr nur ein Schlagwort. Obwohl das den HR-Abteilungen bewusst ist, findet es in der Personalstrategie kaum Niederschlag; Personalmaßnahmen sind meist anlassbezogen und nicht strategisch. Die Krux dabei: Die gesamtwirtschaftliche und demografische Entwicklung macht qualifiziertes Fachpersonal zu einer erfolgskritischen und gleichzeitig immer knapper werdenden Ressource.

Befragt wurden Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum (84 Prozent aus Österreich) mit insgesamt 150.000 MitarbeiterInnen und zum Großteil mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro. Das Ergebnis: Sich verändernde Rahmenbedingungen und die Überalterung des Personals bringen eine wesentliche Unbeständigkeit mit sich – quer über alle Branchen hinweg. Die Gefahr des Fachkräftemangels steigt stetig, denn Fachkräfte sind im deutschsprachigen Raum bereits jetzt eine knappe Ressource.

Keine Deckung des Fachkräfte-Nachwuchs am Arbeitsmarkt
Für Industrie, Dienstleistung und „sonstige“ Branchen bietet der Arbeitsmarkt kaum erfahrene Fachkräfte und Experten. Besonders kritisch ist es im Handel und in der Industrie, wo das auch bereits auf den Fachkräftenachwuchs zutrifft (vgl. Grafik 1 „Bedarfsdeckung am Arbeitsmarkt“). Dem gegenüber steigen die Qualifizierungsanforderungen stetig, was laufende, zum Teil mehrjährige Ausbildungsprogramme notwendig macht. Das verschärft die Lage noch weiter.

Fachkräfte sind erfolgskritisch
Doch die Branchen eint mehr als der baldige beziehungsweise steigende Mangel an Fachkräften. Es herrscht Einigkeit, dass es nicht nur notwendig, sondern sogar erfolgskritisch ist, die richtigen Fachkräfte in ausreichender Zahl zu haben. „Man sollte annehmen, dass Unternehmen diese ‚erfolgskritische Ressource‘ entsprechend pflegen“, resümiert Barbara Joshua, Begründerin und Geschäftsführerin von Joshua Consulting: „Sie bringen auch Hunderte Millionen Euro auf, um Fachkräfte zu rekrutieren, zu entwickeln und letztlich zu halten. Doch in vielen Fällen basieren diese Aktivitäten nicht auf quantifizierten Planungen oder ausformulierten Strategien. Vieles passiert aus dem Bauch heraus.“

Bauchgefühl statt Personalstrategie
Tatsächlich, fast ein Drittel der befragten Unternehmen hat keine fachkräftespezifische Personalstrategie. „Angesichts der Unternehmensgröße der im Panel Befragten ist dies ein durchaus kritischer Befund, der sich auch in anderen Studien teils noch dramatischer darstellt“, so Joshua. Auf Bauchentscheidungen deutet auch hin, dass lediglich die Kennzahlen „MitarbeiterInnenanzahl“ und „Zu/Abgänge“ in mehr als 45 Prozent der Unternehmen tatsächlich quantifiziert geplant werden. Andere Quantifizierungen sind weit abgeschlagen.

„Strategic HR Planning“ als Lösung
Kennzahlen für Zu- und Abgänge sind bei Weitem zu wenig. Um Personal planen zu können, muss der Fachkräftebedarf qualifiziert festgelegt, quantifiziert und visualisiert werden. „Mit dem Standardtool ‘Strategic HR Planning powered by prevero’ können wir die Fachkräftebedarf überprüfen, weiterentwickeln und konkretisieren“, so Joshua. Es simuliert idealtypische Karrierepfade, berücksichtigt personenbezogene Einschätzungen von Führungskräften und stellt unterschiedliche Entwicklungsszenarien einander gegenüber.“ Es visualisiert, welche Qualifikationen in welcher Anzahl benötigt werden und wann diese zur Verfügung stehen sollen. Joshua: „So können zeitgerecht – bei Fachkräften bedeutet das Jahre im Voraus – treffsichere Maßnahmen gesetzt werden.“ So wird Fachkräfteentwicklung Teil der unternehmenseigenen Personalstrategie. Denn zahlreiche HR-Maßnahmen, wie Lehrlingsoffensiven, Führungskräfteentwicklungen oder unternehmensinterne Aus- und Weiterbildungsprogramme sind zurzeit noch nicht ausreichend quantifiziert belegt und resultieren vermutlich in hohen Streuverlusten.

Link zum Thema
www.joshua-consulting.eu

Foto: iStockphoto

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