Zum wiederholten Mal wurde die Donau-Universität Krems vom 3. bis 4. Mai 2012 zum europäischen Zentrum führender ExpertInnen zu E-Democracy und Open Government. Die internationale Konferenz CeDEM12 analysierte die Digitalisierung der Gesellschaft im Kontext von Demokratie, Staatsverwaltung und Wirtschaft. Im Eröffnungsvortrag beleuchtete Ralph Schröder vom Oxford Internet Institute (UK) die Auswirkungen der Digitalisierung in der Forschung auf die Wissensproduktion.
„Wissenschaft wurde immer durch Gerätschaften oder Maschinen vorangetrieben. Was früher das Teleskop war, ist heute der Computer“, skizzierte Ralph Schröder, Professor an der Universität Oxford in seinem Eröffnungsvortrag der Konferenz die Bedeutung des Internets für die Forschung. Der Begriff E-Research bezeichne diese zunehmende Digitalisierung der Wissensproduktion. E-Research verändere nicht nur die Art, wie geforscht wird, sondern auch was erforschbar ist.
Während die Geisteswissenschaften noch weitgehend zurückhaltend beim Einsatz des Internets seien, stünden naturgemäß die Computerwissenschaften, aber auch Mathematik und danach die Naturwissenschaften an der Spitze. Ohne E-Research wären laut Schröder Forschungen wie die Teilchenphysik am Genfer CERN unmöglich. „Erst die weltweite Kooperation der WissenschafterInnen erlaubt die Datenauswertung per Supercomputing“, sagte Schröder. Es gäbe aber auch Fälle, wo das menschliche Gehirn besser analysiert als der Computer, wie das Projekt Galaxy Zoo zeige, bei dem Galaxien durch Studierende klassifiziert wurden.
Grenzen werden durchlässiger
Mit E-Research, so Schröder, werden auch die Grenzen zwischen Gesellschaft und Wissenschaft durchlässiger, wobei groß angelegte Projekte mit sensiblen Daten zur Bevölkerung letztlich immer vom Vertrauen der Menschen in Behörden und den Staat abhängen. Was in Schweden mit seiner Transparenz bei Bevölkerungsdaten funktioniert, klappe anderswo allerdings keineswegs. Große Herausforderungen für E-Research sieht Schröder einerseits in der nicht immer klaren Herkunft verwendeter Daten und andererseits im Trend, Wissen immer stärker in Richtung Handhabbarkeit durch elektronische Datenverarbeitung und eingesetzte Computerprogramme zu verändern.
Internationale Plattform
Die von Viktoria Weber, Vizerektorin für Forschung der Donau-Universität Krems, Noella Edelman vom dortigen Zentrum für E-Governance sowie dessen Leiter Peter Parycek eröffnete CeDEM12-Konferenz diskutierte an zwei Tagen weiters die neuesten Entwicklungen des Einsatzes moderner Internettechnologien für eine transparente Verwaltung, für den demokratischen Willensbildungsprozess und als Instrument für die Zivilgesellschaft etwa am Beispiel des arabischen Frühlings. Als Partner und Förderer der Konferenz fungierten das Bundesrechenzentrum, das Austrian Institute of Technology (AIT) sowie die Fachzeitschrift „BehördenSpiegel“.
Seit 2007 veranstaltet das Zentrum für E-Governance Konferenzen im Bereich der elektronischen Demokratie. CeDEM hat sich innerhalb kurzer Zeit als führende internationale Konferenz zu Fragen der öffentlichen Verwaltung und Digitalisierung der Gesellschaft etabliert. Als Spin-Off der Kremser Konferenz findet am 14. und 15. November 2012 die CeDEM Asia in Singapur statt.
Am Zentrum für E-Governance, dem Veranstalter der Konferenz, wird in den Bereichen digitale Verwaltung und Gesellschaft geforscht und gelehrt. Die anwenderorientierte Nutzung der Technologien steht dabei im Mittelpunkt.
Beiträge, Kommentare und Bildberichte der Konferenz liefert das E-Government-Blog der Kremser Veranstalter: http://digitalgovernment.wordpress.com
Foto: iStockphoto
Hinweis: Unser Material ist urheberrechtlich geschützt. Informationen zu Nutzungsmöglichkeiten und -bedingungen finden Sie hier: www.bildungaktuell.at/kontakt-impressum