Bachelor-Studiengang: Nur sichtbar im Dunklen – prekarisierte Sexarbeit

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Sexarbeit schafft es nur selten in die Medien. Und wenn doch, dann nur in skandalisierender Form. Die Prostitution genießt keine Anerkennung als rechtmäßige Berufssparte und im öffentlichen Diskurs gilt sie als höchstens anrüchig und ist steten Tabuisierungen unterlegen. „Working Girls“ – eine Veranstaltung des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der FH St. Pölten zum Internationalen Frauentag – brachte dieses heikle Thema nun ungeschönt ans Licht.

"Working girl" von Nina Maron

Working Girl von Nina Maron

Im Vorfeld der anschließenden Podiumsdiskussion wurden zwei Bilder – eine Frau als „Working Girl“ und eine Frau, die mit den Fingern auf Lippen möglicherweise Schweigen und Tabu symbolisiert – der Künstlerin Nina Maron versteigert. Beide Bilder wurden um insgesamt € 3.250,- ersteigert, bei einem Ausrufungspreis von € 1.000,- pro Bild. Der gesamte Erlös wird an das Frauenzentrum St. Pölten übergeben. Die Lesung von Schauspielerin Chris Pichler zu Ödön von Hórvaths „Ein Fräulein verkauft sich“ geleitete thematisch zur anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Sex als Dienstleistung – Wem nützt was?“.

Sexarbeit: „Sex als Dienstleistung – Wem nützt was?“

Zu Diskussionsrunde geladen waren Sabine Ziegelwanger, Sexualpädagogin und Soziologin, Eva van Rahden, Leiterin SOPHIE – BildungsRaum für Prostituierte, Susanne Riegler der Initiative Stopp Sexkauf und Irmgard Lechner, Sanitätsdirektorin des Landes NÖ. Der Verein LEFÖ ist Teil des europäischen Netzwerks für MigrantInnen in der Sexarbeit und stellte Produkte aus ihrer Pro-Sexarbeit Kampagne zur Verfügung.

Sexualität wurde in allen Facetten aktiv beleuchtet und diskutiert, vor allem wurde der Frage nachgegangen, inwieweit die Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen auch als Dienstleistung und Beruf Anerkennung finden kann. Welche Regulierungen, und Ausbildungen bereits Standard sind und wie sie sich in der Praxis bewähren sowie der Nutzen und Schaden von Verbotszonen und das generelle Prostitutionsverbot. Was bedeutet der Kauf von Sex aus der Perspektive von allen Beteiligten und warum gilt dieser als anrüchig und was genau macht den Unterschied zu frei gewähltem, nicht gekauftem Sex?



Der Bachelor-Studiengang „Soziale Arbeit“

„Das wesentliche an der Ausbildung ist, dass Theorie und Praxis intensiv miteinander verknüpft werden. Der Themenbereich Sexualität und Umgang mit dem eigenen Körper ist für den Sozialbereich und die professionelle Beratung und Begleitung von Menschen in akuten oder chronischen Krisen von Bedeutung. Im öffentlichen Diskurs und auch innerhalb der sozialen Berufe, wie Krankenpflege, Soziale Arbeit, Sozialpädagogik, dem Lehr- und Ausbildungssektor, Geriatrie, der Polizei, u.v.m. wird kaum über Sexualität, sexuelle Entwicklung, Lust und Begehren, Pornografie etc. und deren Auswirkungen auf das jeweilige Arbeitsfeld reflektiert. Im Vordergrund der Debatte stehen Skandale wie gewalttätige Übergriffe, Verfolgung, Gewalt und Aufdeckungsarbeit.“, so der Kommentar von FH-Prof. DSA Mag. Gertraud Pantucek, Studiengangsleiterin Bachelor Soziale Arbeit, FH-Dozentin Department Gesundheit & Soziales und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung.

Studierende aus dem Bachelorstudiengang Soziale Arbeit nahmen im Rahmen ihrer Lehrveranstaltung „Diversität und Gender“ an der Veranstaltung teil und ein Team aus neun Studentinnen wirkte bei der Organisation intensiv mit.

Prekarisierte Sexarbeit - Gruppenbild

Vordere Reihe: FH-Prof. DSA Mag.a Gertraud Pantucek, Studiengangsleiterin Bachelor Soziale Arbeit, FH-Dozentin Department Gesundheit & Soziales und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung; Stadträtin Mag.a Renate Gamsjäger, MBA; Mag.a Eva van Rahden, Leiterin SOPHIE – BildungsRaum für Prostituierte; Mag.a Sabine Ziegelwanger, Sexualpädagogin und Soziologin; Susanne Riegler, Initiative Stopp Sexkauf; Zweite Reihe: Gemeinderätin Elfriede Bendl; Dr.in Irmgard Lechner, Sanitätsdirektorin des Landes NÖ; Dr.in Elisabeth Blau, im Vorstand des Frauenzentrums St. Pölten; Hintere Reihe: Anna Michalski, Programmintendanz Campus- & City Radio St. Pölten; Fotocredit: FH St. Pölten / Fabio Faber