KFZ-Fachkräfte: Fit für das Arbeiten an den Autos der Zukunft

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Die Nachfrage nach Autos mit alternativen Antrieben wird immer größer – der amerikanische Autobauer Tesla, ein Pionier der Elektromobilität, vermeldet für das erste Quartal 2015 ein Umsatzwachstum von 54% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die neuen Antriebe bieten aber nicht nur neues Wachstumspotenzial für die KFZ-Industrie, sondern stellen KFZ-Fachkräfte auch vor neue Herausforderungen. „Beim falschen Umgang mit Hochvoltfahrzeugen drohen ungeschulten Mechanikern zahlreiche Gefahren: von Blendungen oder Verbrennungen durch Störlichtbögen und sehr hohen Kurzschlussströmen bis hin zur elektrischen Körperdurchströmung“, warnt Deniz Kartal, Geschäftsführer der Evalus GmbH für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Das BFI Wien reagiert daher jetzt schon auf die neuen Bedürfnisse der Mechaniker und Elektrofachkräfte des Landes und bietet ab sofort eine Zusatzausbildung für das Arbeiten an Hochvolt-eigensicheren Fahrzeugen an.

Kfz-Fachkräfte am Puls der Zeit

Zwar sind KFZ-Fachkräfte grundsätzlich im Umgang mit elektrischem Strom geschult, bei konventionellen Kraftfahrzeugen liegen die Stromstärken jedoch in einem Größenbereich, der normalerweise für den Menschen ungefährlich ist. Das ist bei Fahrzeugen mit Elektro- und Hybridantrieben anders: Die hohe Leistung der Komponenten macht es erforderlich, mit sehr hohen Spannungen zu arbeiten. Eine Situation mit der die Mitarbeiter in KFZ -Werkstätten bisher in der Regel nicht konfrontiert gewesen sind. Die Ausbildung für das Arbeiten an Hochvolt-eigensicheren Fahrzeugen am BFI Wien ist daher vor allem auf Personen mit elektrotechnischen Vorkenntnissen im Kraftfahrzeugbereich (z. B. KFZ-Techniker, KFZ-Elektriker, KFZ-Mechatroniker, KFZ-Mechaniker) zugeschnitten, die sich für die Arbeit an Fahrzeugen der Zukunft rüsten möchten. Dabei lernen die Kursteilnehmer nicht nur alles über den Aufbau und die Wirkungsweise von Hochvolt-Fahrzeugen und den sicheren Betrieb elektrischer Anlagen, sondern auch über praktisches Vorgehen beim Tausch von Hochvoltkomponenten und anderen Arbeiten an Hochvoltsystemen. „Mit diesem Kurs beweisen wir, dass unsere Ausbildung am Puls der Zeit ist. Elektromobilität gehört die Zukunft. Und das BFI Wien sorgt dafür, dass KFZ-Techniker auf diese neuen Herausforderungen bestmöglich vorbereitet sind“, betont Valerie Höllinger, Geschäftsführerin des BFI Wien.

Von alternativen zu besseren Antrieben

Aufgrund der CO2-Diskussion und der steigenden Kraftstoffpreise sowie gesetzlichen Bestimmungen kommen auch in Österreich immer mehr Fahrzeuge mit elektrischen Antrieben zum Einsatz und folglich auch irgendwann in die Werkstatt. Auch Kartal, der den neuen Lehrgang am BFI Wien leitet, glaubt, dass sich elektrische Antriebe bald durchsetzen werden. „Die Batterien werden jeden Monat um ein Prozent günstiger, gleichzeitig verfügen sie um ein Prozent mehr Reichweite und Lebensdauer. Auch das Gewicht wird weniger. Spätestens Mitte 2016 wird es am Markt Fahrzeuge mit einer Reichweite von 500 Kilometern um 30.000 US-Dollar geben“, ist er von der Zukunftssicherheit der neuen Zusatzausbildung überzeugt. „Elektronikkonzerne wie Apple und Google sind 2015 auch in das E-Fahrzeuggeschäft eingestiegen und sind schon am Entwickeln. Das sind alles Anzeichen, dass wir nicht mehr von alternativen Antrieben sondern von besseren Antrieben reden müssen.“

Herausforderungen für Rettungskräfte

Auch für Rettungskräfte bringen elektrische Antriebe in Fahrzeugen neue Risiken mit sich. „Prinzipiell sind die zugelassenen Fahrzeuge so eigensicher gestaltet, dass es zu keiner Gefährdung der Insassen oder Rettungskräfte kommen darf. Ein Berühren beschädigter orangener Hochvoltkabel bzw. Hochvoltbatteriekomponenten kann ohne entsprechende Sicherheitsausrüstung jedoch lebensgefährlich sein“, meint Roman Sykora, Sachgebietsleiter für gefährliche Stoffe bei der Berufsfeuerwehr Wien. Bei Unfällen von Elektroautos müssen Einsatzkräfte daher besonders darauf achten, dass das Fahrzeug abgeschaltet ist, erforderlichenfalls muss die Hochvoltbatterie mit entsprechender Schutzausrüstung in einen sicheren Zustand überführt werden. Die richtigen Maßnahmen zu treffen, ist aber für Rettungskräfte oft gar nicht so einfach. Denn „die Erkennung um welchen Antrieb es sich bei Fahrzeugen handelt – ob Benzin, Hybrid, Flüssiggas, Elektro oder Wasserstoff – ist auf jeden Fall verbesserungswürdig“, kritisiert Sykora. Um die Sicherheit von alternativ angetriebenen Fahrzeugen für Insassen und Rettungskräfte weiter zu erhöhen, wird daher derzeit die Standardisierung der diversen Rettungsleitfäden der verschiedenen Hersteller in einer internationalen ISO Arbeitsgruppe diskutiert.

Weitere Informationen zum Lehrgang finden Sie hier: www.bfi.wien