Der Geruch von frisch gesägtem Holz durchdringt die Nase, als Markus Fleisch, der Leiter des Überbetrieblichen Ausbildungszentrums (ÜAZ) in Hohenems, die Türe öffnet und die Besuchergruppe mit Landeshauptmann Herbert Sausgruber an der Spitze in die Tischlereiwerkstatt führt. Hell strahlt die Sonne durch die großen Fenster der früheren Kästle-Fabrik und erwärmt wohlig die Luft. „In diesem Werkraum arbeiten die Lehrlinge im ersten Lehrjahr, dahinter jene im zweiten und dritten Lehrjahr“, erklärt Fleisch den interessierten Gästen.
[ad#google468x60]Insgesamt absolvieren derzeit rund 45 Jugendliche die Holz-Fachausbildung und fünf die Malerlehre, die erst im November vergangenes Jahr ins Angebot aufgenommen wurde. An den Werkbänken wird konzentriert und eifrig gearbeitet. Vom hohen Besuch lassen sich die Jugendlichen nicht groß ablenken. Landeshauptmann Sausgruber geht von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz und verweilt jeweils einen Moment, um den Jugendlichen interessiert über die Schulter zu blicken und um ein kurzes Gespräch zu führen.
Die überbetriebliche Ausbildungsstätte in Hohenems wurde ebenso wie ihr auf Metallverarbeitung spezialisiertes Pendant vor etwas mehr als fünf Jahren im Rahmen des Ausbildungszentrums Vorarlberg gegründet. Dieses wird von der Lebenshilfe Vorarlberg verantwortet und geführt. Unterschiedliche Motive hatten damals zur Errichtung der ÜAZ geführt. Zum einen wollten Land, Gemeindeverband und AMS ein zusätzliches Auffangnetz schaffen für Jugendliche, die aus sozialen oder anderen Gründen Gefahr laufen, eine Ausbildung nicht abzuschließen. Zum anderen sollten die beiden Zentren helfen, die Situation am Lehrstellenmarkt zu entspannen.
„Ganzheitlich ist der Ansatz des Ausbildungsmodells“, führt Fleisch aus und öffnet die Tür eines anderen Raumes, in dem acht junge Lehrlinge im Kreis sitzen und sich unter fachkundiger Anleitung einer Pädagogin austauschen. Sozialkompetenz-Training steht am Programm. „Es geht nicht nur um die handwerklichen Fertigkeiten“, erläutert Fleisch: „Die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten, einer gewissen Lebenstauglichkeit, von interkulturellem Arbeiten, Eigenverantwortung und persönliche Weiterbildungsmöglichkeiten sind ebenso wichtig“.
Die Anzahl an Lehrstellen in den Überbetrieblichen Ausbildungszentren des Landes wurde seit Anfang 2005 verfünffacht. Heute werden in Hohenems und Rankweil insgesamt etwa 150 junge Menschen betreut. „Es geht uns darum, keinen Jugendlichen in Vorarlberg im Stich zu lassen“, sagt Landeshauptmann Sausgruber mit Hinweis auf das Jugendbeschäftigungsprogramm, auf das sich Land und Sozialpartner bereits Mitte November 2008 verständigt haben. Es sieht vor, dass jeder Jugendliche, der länger als drei Monate Arbeit sucht, innerhalb weiterer drei Monate ein Jobangebot oder einen Ausbildungsplatz erhält. 2009 unterstützte das Land die Ausbildungszentren mit 1,12 Millionen Euro.
„Die Ausbildner sind kollegial und ich fühle mich wirklich wohl“, erzählt Desiree Dellagiacoma, aktuell im zweiten Lehrjahr der Holz-Fachausbildung. Die 18-Jährige hat in der Privatwirtschaft eine Lehre angefangen, die Lehrstelle nach einem Jahr aber verloren. Jetzt fühlt sie sich wieder auf einem guten Weg. „Ich möchte auf alle Fälle die Gesellenprüfung ablegen“, sagt die junge Dame aus Feldkirch-Nofels selbstbewusst. Dasselbe Ziel hat der 19-jährige Özkan Zengin aus Feldkirch. Von der Hauptschule führte sein Weg über „Jugend am Werk“ ins ÜAZ. „Ich bin gerne hier und die Ausbildner sind sehr hilfsbereit“, würdigt Zengin, der sich im dritten Lehrjahr befindet, die Arbeit der Betreuer. Holz sei ein vielseitiger Werkstoff, der auch in Zukunft erfolgreich sein kann, ist er überzeugt. Die Ausbildner loben Zengins handwerkliches Geschick. Zengin selbst ist sich seiner Sache sicher: „Ich bin dankbar für die zusätzliche Chance und will sie für mich unbedingt nützen!“
Link zum Thema
www.ausbildungszentrum-vorarlberg.at
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Foto: istockphoto