Trotz der Jubelmeldungen vom Arbeitsmarkt bleibt die Jugendarbeitslosigkeit hoch: Fast 10.000 Jugendliche sind in Oberösterreich ohne Beschäftigung. Viele von ihnen haben keine Chance auf eine gute Ausbildung. „Wir müssen innovative Wege in der Berufsausbildung gehen, sonst verlieren wir eine ganze Generation“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und fordert neuerlich eine Jugend-Ausbildungsgesellschaft.
Im Vergleich zum Juni 2008 ist die Jugendarbeitslosigkeit in Oberösterreich um 41,2 Prozent gestiegen. Die Anzahl an Lehrstellensuchenden ist um 37 Prozent und die Anzahl an Jugendlichen in Schulungsmaßnahmen sogar um 65,5 Prozent emporgeschnellt. Oberösterreich hat bundesweit den höchsten Jugendanteil an arbeitslos gemeldeten Personen (19,3 Prozent).
Für immer weniger Jugendliche gibt es einen reibungslosen Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Und immer mehr Jugendliche werden in Schulungsmaßnahmen „zwischengeparkt“. Bis zum Stichtag 25. Juni 2010 ist die Anzahl angemeldeter Lehrverträge in Oberösterreich im Vergleich zum Jahr 2008 um 13,5 Prozent zurückgegangen. Besonders groß war der Rückgang in der Sparte Industrie (-34,3 Prozent).
Die Berufschancen von Jugendlichen mit maximal Pflichtschulabschluss sind düster, ihr Arbeitslosigkeitsrisiko ist hoch. Internationale Fachleute sprechen schon von einer „verlorenen Generation“. Zu dieser Gruppe gehören in Oberösterreich rund 15.000 junge Menschen. Bald werden sie bitter fehlen: Während der nächsten Jahren wird die Zahl der Jugendlichen im erwerbsfähigen Alter sinken, der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften aber steigen.
„Politik und Wirtschaft ignorieren den Ernst der Lage“, kritisiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. „Zwar gibt Oberösterreich heuer 39 Millionen Euro für Jugendbeschäftigung aus, aber kaum abgestimmt. Es gibt keine ganzheitliche Vorgangsweise und keine Evaluierung. Da verpufft sehr viel Geld.“
Deshalb wiederholt der AK-Präsident mit Nachdruck die Forderung nach einer Jugend-Ausbildungsgesellschaft: „Sie soll flächendeckend in ganz Oberösterreich alle Aktivitäten zur Berufsausbildung koordinieren und strategisch umsetzen. Doppelgleisigkeiten und Leerläufe könnten so vermieden, öffentliche Mittel wirkungsvoller eingesetzt werden.“ Wo Bedarf besteht, soll die Gesellschaft Trägerorganisationen mit der Schaffung überbetrieblicher Ausbildungszentren beauftragen. Die Gesellschaft soll als Landesagentur geführt und von den Sozialpartnern getragen werden. „Die Jugend-Ausbildungsgesellschaft ist unverzichtbar, um die Ausbildungskrise zu beenden. Höchste Zeit, dass Politik und Wirtschaft sich bewegen!“, betont AK-Präsident Kalliauer.
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Arbeiterkammer Oberösterreich
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Foto: istockphoto