Die Karriere-Kolumne auf BILDUNGaktuell. Richtig führen, denken, handeln. Fragen Sie den Führungskräfte-Coach, wie es noch besser geht.
Michaela Grüsser (www.gruesser.at) ist Management-Consultant, Trainerin und Führungskräfte-Coach für nationale und internationale Unternehmen. Mit ihrer Initiative „Women’s Leadership Development“ unterstützt sie seit vielen Jahren Frauen auf dem Weg ins Management.
Haben Sie eine Frage an sie? Schreiben Sie uns eine E-Mail
Nora, 41, Ich arbeite in einem kleinen Team und es gibt sehr viele zwischenmenschliche Spannungen zwischen den Teammitgliedern. Das drückt auf das Klima und die Produktivität. Da ich erst seit kurzem dabei bin, scheue ich mich, das heikle Thema anzusprechen. Was kann ich tun?
Führungskräfte-Coach Michaela Grüsser antwortet:
Stimmt das Arbeitsklima nicht, so verlieren wir selbst für die interessantesten Aufgaben die Motivation. Sie verbringen viele Wochenstunden am Arbeitsplatz bzw. mit Ihren Kolleginnen und Kollegen. Wollen Sie wirklich in diesem angespannten Klima arbeiten? Gerade weil Sie noch nicht lange Teil des Teams sind, können Sie vieles unvoreingenommen wahrnehmen. Das ist ein großer Vorteil und kann als gutes Argument für ein baldiges Gespräch mit dem gesamten Team genutzt werden.
Es fällt schwer, Unangenehmes anzusprechen. Bereiten Sie Ihr Anliegen gut vor, damit Sie genau adressieren können, was Ihnen am Herzen liegt. Wählen Sie den passenden Rahmen. Beginnen Sie mit etwas Positivem. Vielleicht wollen Sie sich ja für die gute Aufnahme im Team bedanken? Kommunizieren Sie jedenfalls offen und freundlich, bleiben Sie authentisch.
Beziehen Sie Position und begründen, warum Ihnen das Thema „Arbeitsklima“ so wichtig ist. Achten Sie darauf, dass Sie ausschließlich über IHRE persönliche Wahrnehmung und IHR eigenes Erleben sprechen („Mein Eindruck ist,..“). Formulierungen wie :„er hat gesagt…und dann hat sie gesagt…und dann hat er in einem schnippischen Ton geantwortet …“ haben hier keinen Platz.
Spannungen im Team lösen: Bleiben Sie konstruktiv und vermeiden Sie „fingerpointing“
Kommunizieren Sie wertschätzend und respektvoll und stellen Sie dar, wie sich schlechtes Betriebsklima auf die Teamarbeit auswirken kann. Bringen Sie konkrete Beispiele und weisen Sie eventuell auf weitere Auswirkungen hin (Image des Teams/der Abteilung, Interaktion mit Kunden,..).
Vermeiden Sie „fingerpointing“. Bleiben Sie konstruktiv und regen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen zum Nachdenken an. Fragen Sie nach: Wie nehmen die anderen Teammitglieder die Arbeitsatmosphäre wahr? Welchen Beitrag kann jede/r leisten, um die Stimmung im Team zu verbessern? Was braucht es mehr – was braucht weniger?
Achten Sie darauf, das Gespräch von der Problembeschreibung zur Problemlösung zu lenken: Bringen Sie Verbesserungsvorschläge für ein gutes Miteinander und laden Sie auch Ihre Kolleginnen und Kollegen ein, Ideen einzubringen.
Der Ursache für die schlechte Stimmung können sie nicht alleine auf den Grund gehen. Dazu braucht es das gesamte Team. Eventuell binden Sie auch Ihre Führungskraft mit ein. Als Teil des Teams sind Sie auch für das Klima verantwortlich und Sie gestalten es mit. Seien Sie sich bewußt, dass Sie auch Vorbild gegenüber Ihren Kolleginnen und Kollegen sind. Daher: Fassen Sie sich ein Herz und haben Sie Mut, das Thema anzusprechen, offen zu diskutieren und gemeinsam an einer Verbesserung zu arbeiten.
Haben auch Sie eine Frage an Michaela Grüsser? Dann schreiben Sie eine E-Mail an coaching-minutes@bildungaktuell.at
Hinweis der Redaktion: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.