Die Karriere-Kolumne auf BILDUNGaktuell. Richtig führen, denken, handeln. Fragen Sie den Führungskräfte-Coach, wie es noch besser geht.
Michaela Grüsser (www.gruesser.at) ist Management-Consultant, Trainerin und Führungskräfte-Coach für nationale und internationale Unternehmen. Mit ihrer Initiative „Women’s Leadership Development“ unterstützt sie seit vielen Jahren Frauen auf dem Weg ins Management.
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Karola, 43: „Ich leite ein Team, in dem es sehr viele junge, aber auch ältere Mitarbeiter gibt. Mein Eindruck ist, die meisten Jungen geben Gas und sind hoch motiviert, die beiden älteren Kollegen sitzen nur mehr ihre Zeit bis zur Pension ab und wehren sich gegen Neues. Das schafft ein schlechtes Klima. Wie kann ich hier ein besseres Miteinander erreichen? ”
Führungskräfte-Coach Michaela Grüsser antwortet:
„50Plus-Mitarbeiter“ bzw. „Best ager“ haben leider oft nicht den besten Ruf, wenn es um das Thema High-Performance geht. „Oft krank, teuer, unflexibel“. Das sind nur einige von vielen Kommentaren, die älteren Mitarbeitern zu Ohren kommen. Die Konfrontation mit (oft unbewussten) Vorurteilen führt leider häufig dazu, dass sich diese Gruppe mehr und mehr aus dem produktiven und kreativen Arbeits-Prozess zurückzieht und ihre Arbeitsleistung auf die Durchführung von Routinetätigkeiten reduziert. Somit verlieren Sie im Team wertvolles Wissen, Erfahrung, Kreativität und Arbeitskraft.
Vorurteile behindern die Zusammenarbeit
Stereotypes Denken im Zusammenhang mit Alter kommt natürlich in allen Generationen vor. Ältere Mitarbeiter sind nicht davor gefeit, Vorurteile gegenüber ihren jüngeren Kollegen zu hegen. Und behindern damit ebenfalls eine produktive und erfolgreiche Zusammenarbeit im Team.
Der Vorteile, die Vielfalt in einem Team bietet, beziehen sich nicht nur auf „Gender“-Themen (d.h. einem ausgewogenen Anteil von Frauen und Männern – Stichwort „Mixed Leadership“) Die Zusammensetzung von Mitarbeitern unterschiedlicher Generationen (Diversity Dimension „Alter“) birgt viele Vorteile, die Sie für sich und Ihre Mitarbeiter nutzen können.
Frische Sicht auf notwendige Veränderungen
Sicher haben Sie schon an mögliche Mentoring-Konstellationen gedacht – aber haben Sie auch schon von Reverse-Mentoring gehört? So kann z.B.der Umgang mit neuen Technologien ein Thema sein, bei dem jüngere Mitarbeiter ältere Kollegen unterstützen, beraten und begleiten können.
Auch, wenn es um die Verbesserung von Prozessen und Abläufen geht, bringen jüngere Mitarbeiter oft weniger „Scheuklappen“ mit, die Betriebsblindheit ist (noch) nicht vorhanden. Eine frische Sicht auf notwendige Veränderungen bringt neue Denkwege, bietet zusätzliche Perspektiven und unkonventionelle Lösungsansätze.
Win-Win-Situationen schaffen
Gleichzeitig können Kollegen, die bereits viele Jahre im Unternehmen sind, als Mentoren (in einem Job-Tandem oder im Job-Sharing) eingesetzt werden. Neben der Lebens- und Berufserfahrung bringen ältere Mitarbeiter umfassendes Betriebs-, Kunden- bzw. Branchenwissen mit, das von großem Wert für das Unternehmen – und für die jungen Kollegen – ist.
Aufgrund ihres Risikobewußtseins können ältere Kollegen beim Einsatz in komplexen Projekten (z.B. Veränderungsmanagement) wertvolle Beiträge liefern. Viele ältere Kunden oder Lieferanten bevorzugen Ansprechpartner ihrer eigenen Generation. Überlegen Sie, ob Sie hier eine Win-Win-Situation schaffen können.
Age Management: Kommunikation als Erfolgsfaktor
Gestalten Sie mit Ihren Mitarbeitern ein Meeting (Workshop), bei dem Sie Wissen in Sachen Diversity aufbauen. Schaffen Sie ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Vielfalt (Alter, Geschlecht, Ethnische Zugehörigkeit, etc.). Adressieren Sie ebenfalls das Thema „Vorurteile“. Fokussieren Sie sich gleichzeitig auf die vorhandenen Ressourcen und Stärken der Teammitglieder in all ihrer Unterschiedlichkeit und erarbeiten Sie, wie sie als Team von dieser Vielfältigkeit profitieren können.
Eine von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt getragene Kommunikationskultur trägt dazu bei, dass „Age-Management“ zu einem nachhaltigen Erfolgsfaktor für Ihr Team wird.
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