Welches Gesundheitsrisiko lauert am Arbeitsplatz? Arbeitgeber sind per Gesetz dazu verpflichtet, eine umfassende Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen. Doch was im klassischen Arbeits- und Unfallschutz gängige Praxis ist, gestaltet sich im Bereich psychischer Belastungen schwierig: Wie sind die sogenannten „weichen Faktoren“ zu erfassen? Wie ist es um Aufwand und Nutzen bestellt? Konkrete Handlungsoptionen zur Integration psychischer Risiken in die Gefährdungsbeurteilung vermittelt die Fachmesse Corporate Health Convention am 20. und 21. Mai in Stuttgart.
Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet Unternehmen dazu, sämtliche Gefährdungen und Belastungen zu ermitteln, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Auf dieser Basis sind erforderliche Maßnahmen festzustellen, umzusetzen und in ihrer Wirksamkeit zu kontrollieren. Dies gilt seit 2004 explizit auch für psychische Belastungen. In vielen Unternehmen ist die Erfassung der weichen Faktoren jedoch noch längst nicht Usus – es fehlt an Wissen, Standards und konkreten Beispielen.
Toolbox zur Erfassung psychischer Fehlbelastungen
Ein Instrument zur Einschätzung psychischer Gefährdungen hat das Dienstleistungsunternehmen Team Gesundheit – Gesellschaft für Gesundheitsmanagement mbH entwickelt. Was es beinhaltet und wie es angewendet wird, erklärt Mitarbeiterin Sarah Schuster in Praxisforum 1 der Fachmesse. Die Diplom-Psychologin geht in ihrem Vortrag auch darauf ein, wie der Prozess im Anschluss erfolgreich gestaltet werden kann. Ihr Vortrag „Psychische Gefährdungsanalyse – aber wie? Und was geschieht danach?!“ steht am Dienstag, 20. Mai, auf dem Programm.
Einen Pfad durch den „Irrgarten“ weisen auch BGM-Beraterin Stephanie Kern und ihre Teamleiterin Sina Pustal von der B.A.D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH. Unter dem Titel „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung – ein Labyrinth?“ schlagen sie einen Bogen von der Auswahl des passenden Instruments über die Gesetzeskonformität bis hin zu den Chancen für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Gut gerüstet – auch für den psychischen Notfall
Garantiert kein Fachchinesisch erwartet Messebesucher im Vortrag von Diplom-Psychologin Sigrun Wieske. Die Geschäftsführerin von wieske.consult möchte das Messepublikum für psychische Notfälle am Arbeitsplatz sensibilisieren und vorbereiten – und zwar auf verständliche Weise anhand von konkreten Beispielen aus ihrer langjährigen Praxis. Besucher nehmen aus dem Vortrag „Psychische Notfälle im Arbeitskontext“ nicht nur Know-how und praktische Anregungen mit, sondern erhalten zusätzlich das Merkblatt „Psychische Notfälle“ und die Zeitung „einfach anders“.
Um konkrete Handlungshilfen und Tools dreht sich auch eine Podiumsdiskussion, zu der die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) einlädt. Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Initiative unterstützt Unternehmen darin, ein motivierendes und gesundes Arbeitsumfeld für ihre Beschäftigten zu schaffen. Mit dem Projekt „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ (psyGA), das unter Federführung des BKK Dachverbandes in die Breite getragen wird, adressiert sie insbesondere die weichen Faktoren im Arbeitsalltag.
Projekt psyGA: Kein Stress mit dem Stress
Über Ziele und Inhalte des Projekts diskutieren INQA-Themenbotschafterin Dr. Natalie Lotzmann (Leiterin des Bereichs Gesundheitsmanagement der SAP AG), Heinz Kowalski (ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung) und Dr. Reinhold Sochert (Referent für Gesundheitsförderung beim BKK Dachverband e.V.). In der Podiumsdiskussion geht es darüber hinaus um die Frage, wie Unternehmen Betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich verankern können.
Auch am MeetingPoint, einem moderierten Treffpunkt zum Erfahrungsaustausch unter Berufskollegen, ist die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ein Thema: Fallbringer Hans-Joachim Kuchem, zuständig für Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Zurich Gruppe Deutschland, stellt dazu folgende Fragen in den Raum: Wie sind psychische Belastungen zu messen und zu bewerten? Was bezweckt der Gesetzgeber und welche Konsequenzen drohen bei Nichtbeachtung? Können Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften Hilfestellung leisten? Mit welchen Kosten ist zu rechnen – insbesondere bei der Nachbereitung?
Trittbrettfahrer-Problem: Austausch im kleinen Kreis
Die Gesprächsrunden am MeetingPoint zeichnen sich dadurch aus, dass sie im kleinen Kreis in informeller Atmosphäre stattfinden. Insofern können an diesem Ort durchaus auch heikle Themen angesprochen werden, wie es am zweiten Messetag der Fall ist: Ab 14 Uhr gehen interessierte Messebesucher gemeinsam der Frage nach, wie Unternehmen herausfinden können, ob Mitarbeiter tatsächlich psychisch belastet sind oder nur die derzeitige Aufmerksamkeit für das Thema nutzen, um darauf aufzuspringen.
Weiterführende Informationen zum Programm und Ausstellerangebot der Corporate Health Convention 2014 finden Sie unter www.corporate-health-convention
Über die Corporate Health Convention
Die Corporate Health Convention ist die Ausstellungs- und Vernetzungsplattform zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz. Auf der vierten europäischen Fachmesse für betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie am 20. und 21. Mai 2014 in Stuttgart präsentieren mehr als 120 Aussteller ihre Produkte und Konzepte zum Erhalt der Leistungsfähigkeit. Für das umfangreiche Programm an Vorträgen, Diskussionen und Best-Practice-Beispielen stehen drei Praxisforen und eine Aktionsfläche Training zur Verfügung. Eintrittstickets zur Corporate Health Convention berechtigen auch zum Besuch der Parallelveranstaltung PERSONAL2014 Süd, 15. Fachmesse für Personalmanagement.