Coaching-Minutes – Teil 10: Feedback geben

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Die Karriere-Kolumne auf BILDUNGaktuell. Richtig führen, denken, handeln. Fragen Sie den Führungskräfte-Coach, wie es noch besser geht.


Neu als Führungskraft? Führungskräfte-Coach Michaela Grüsser hilft!Michaela Grüsser (www.gruesser.at) ist Management-Consultant, Trainerin und Führungskräfte-Coach für nationale und internationale Unternehmen. Mit ihrer Initiative „Women’s Leadership Development“ unterstützt sie seit vielen Jahren Frauen auf dem Weg ins Management.

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Stefan, 47: „Aus einer Mitarbeiterbefragung habe ich erfahren, dass sich meine Mitarbeiter mehr direktes Feedback wünschen. Worauf ist dabei zu achten.”

Führungskräfte-Coach Michaela Grüsser antwortet:

Feedback ist eines der wichtigsten Werkzeuge in der Führung. Wir verstehen Feedback als Mitteilung an eine Person, die diese Person u.a. darüber informiert, wie ihre Verhaltensweisen von anderen wahrgenommen, verstanden und erlebt werden. Richtig eingesetzt wird es Ihnen nicht nur dabei helfen, Mitarbeiter in ihrer Entwicklung (fachlich und persönlich) zu fördern, sondern gibt Ihnen auch die Gelegenheit, selbst zu lernen, wie andere Sie in Ihrer Führungsarbeit erleben.

Feedback geben ist eine Chance – und ein Geschenk

Professionell Feedback zu geben bedeutet auch immer Mühe und einen gewissen Aufwand. Wir müssen in der Lage sein, das Feedback so zu formulieren, dass es für den anderen nachvollziehbar und annehmbar ist – vor allem, wenn es zu einer Veränderung führen soll. Gleichzeitig bietet Feedback Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, erweitert die Sicht auf die Dinge. Feedback ist immer ein Geschenk – ob und wie es angenommen wird, entscheidet der Beschenkte.

Hier ein paar Regeln und Tipps, die beim Feedback geben wichtig sind:

  1. Bereiten Sie sich gut auf das Feedback-Gespräch vor. Dazu gehört die Sammlung konkreter Punkte/Themen, zu denen Sie Feedback geben können bzw. fragen Sie nach, zu welchen Themen die Mitarbeiter Feedback wünschen. Wenn Sie Feedback übermitteln, geben Sie damit auch immer etwas über sich selbst preis. Geben Sie Ihre Wahrnehmung so weiter, dass der andere auch in der Lage ist, diese Information anzunehmen. Sich dabei kurz vorzustellen, wie es wäre, wenn Sie selbst Empfänger des geplanten Feedbacks wären, kann hilfreich sein und führt eventuell dazu, Ihre Formulierungen nochmals adaptieren.
  2. Wechselseitiges Vertrauen ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob das Feedback angenommen und wirksam wird. Schaffen Sie eine Gesprächsatmosphäre, die von Wertschätzung geprägt ist. Feedback geben ist keine Kaffeeküchen-Plauderei, sondern braucht auch einen passenden ruhigen Rahmen.
  3. Beziehen Sie Ihre Rückmeldung immer auf konkrete Themen, idealerweise erfolgt Ihr Feedback auch zeitnah. Situationsbezogenes Feedback und konkrete Verhaltensbeschreibungen sind für Ihr Gegenüber nachvollziehbar(er). Vermeiden Sie Verallgemeinerungen und achten Sie vor allem auf Pauschalierungen in Ihren Aussagen („Jeder“, „Immer“, „Nie“). Auch Dritte-Hand-Informationen (Hörensagen) sind in einem Feedbackgespräch fehl am Platz.
  4. Feedback (also das „Zurückfüttern) beschreibt immer ihre eigene Wahrnehmung – und das ist nicht die eine und einzige „Wahrheit“. Achten Sie daher auch bei Ihren Formulierungen darauf, dass Sie über „Meine Wahrnehmung“, „Mein Eindruck“ sprechen. Das ist besonders bei kritischem Feedback wichtig. Ihrem Gegenüber wird es leichter fallen, das Feedback anzunehmen. Sie beschreiben, was Sie wahrgenommen haben und beurteilen (verurteilen) nicht, wie der andere „ist“.
  5. Geben Sie im Feedbackgespräch auch Orientierung, zeigen Sie alternative Handlungweisen und mögliche Konsequenzen auf. Bleiben Sie klar und deutlich in Ihren Aussagen und vermeiden Sie Konjunktive Dann wird der Impuls, der zu einer möglichen Veränderung führen kann, auch verstanden.
  6. Lob ist nicht nur ein Feel-Good-Faktor, sondern hilft auch dabei, dass sich Mitarbeiter ihrer Stärken und Potenziale noch bewusster werden. Wir neigen dazu, uns (zu) sehr auf unsere Schwächen zu fokussieren und landen dann rasch in einem ständigen Selbstoptimierungsprozess. Es ist genauso wichtig zu lernen, Anerkennung und Lob anzunehmen. Wir verbinden Feedback meistens mit kritischen Rückmeldungen zu Handlungen oder Verhalten und reagieren manchmal skeptisch und mit Widerwillen, wenn es um Feedback geht. Achten Sie bitte auch darauf, Erfolge und positive Veränderungen anzuerkennen und ehrliches, zeitnahes Feedback als Geschenk weiterzugeben.

Haben auch Sie eine Frage an Michaela Grüsser? Dann schreiben Sie eine E-Mail an coaching-minutes@bildungaktuell.at


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